Fesselträgeroperation
Fasziotomie ohne Neurektomie (Hinterbeine)
Fesselträgererkrankung des Hinterbeins
Fesselträgererkrankungen gehören bei unseren modernen Reitpferden zu den häufigsten Lahmheitsursachen. Insbesondere eine weiche Fesselung, eine steile Hinterhand oder das versammelte Reiten in tiefen Sandböden gehören zu den Hauptrisikofaktoren. In der Regel verlaufen die ersten pathologischen Veränderungen des Fesselträgers ohne große Symptomatik – das ist das tückische an dieser Erkrankung. Oftmals sind es „nur“ Rittigkeitsprobleme die auffallen, d.h. Probleme sich auf die Hinterhand zu setzen, Anlehnungsprobleme, chronische Rückenschmerzen oder ähnliches. Bis es zu einer wirklichen Lahmheit kommt, sind leider schon große Teile des Bandes erkrankt.
Der Hauptschmerz kommt dabei selten direkt von den Verletzungen, sondern vielmehr durch die enorme Dickenzunahme der Struktur. Eine Besonderheit des Fesselträgers am Hinterbein ist nämlich die straffe Faszie, die den FT an die Rückseite des Röhrbeins drückt. Das führt dazu, dass a) von außen keine Schwellung zu erkennen ist und b) nur ein begrenztes Platzangebot für Dickenzunahmen vorhanden ist. Die Folge: Ein enormer Druckanstieg und ein so genanntes „Kompartment Syndrom“. Vergleichbar mit dem Karpaltunnelsyndrom des Menschen. Betroffene Pferde sind i.d.R. sehr druckempfindlich in diesen Bereichen. Die finale Diagnose wird schnell mittels Ultraschall gestellt.

Operation im Stehen
Abb.1: Unser FTA für Chirurgie, Grigorios Maleas, führt hier eine Fasziotomie im Stehen unter Ultraschallkontrolle durch. Das Pferd spürt hiervon dank der lokalen Betäubung natürlich gar nichts
Die Operation des Fesselträgers am Hinterbein
Dadurch, dass der Hauptschmerz durch das Kompartmentsyndrom entsteht, ist es unser Hauptziel den Druck auf den Fesselträger zu reduzieren. Das gelingt nur durch die Durchtrennung der straffen darüber liegenden Faszie und wird minimal invasiv durchgeführt. In der Regel kann das Pferd dabei lediglich sediert und lokal betäubt sein. Wir vermeiden eine gleichzeitige Neurektomie (Durchtrennung) des dazugehörigen Nervs, da dies lediglich die Erkrankung kaschiert und durch die normale Belastung die Degeneration des Bandes stark voranschreitet. Wir möchten bewusst die Erkrankung an ihrem Ursprung behandeln.
Nach der Druckentlastung durch die Fasziotomie erfolgt die Behandlung des Fesselträgers mit Stammzellen (BMAC – auch bei uns auf der Homepage genau erklärt). Dies gehört zu den modernsten Ansätzen der regenerativen Orthopädie und zielt darauf ab, geschädigte Fasern zur Heilung zu stimulieren.
Anhand unserer Statistik führt die Kombination aus Fasziotomie und BMAC bei ca. 83% der Patienten mit chronischen Fesselträgerpathologien zum Erfolg (d.h. lahmfrei und auf gleichem Nutzungsniveau wie vorher).

Ultraschallansicht, längs
Abb.2: Fesselträgerdefekt im Bereich des Ursprungs, unmittelbar unterhalb des Karpalgelenks

Ultraschallansicht, quer
Abb. 3 Fesselträgerdefekt im Bereich des Ursprungs, unmittelbar unterhalb des Karpalgelenks