Bursoskopie

Bursoskopie (Hufrollen Schleimbeutel Spiegelung)

Das Hufrollensyndrom beim Pferd und die Therapie mittels Bursoskopie

Die Geschichte des Hufrollensyndroms ist fast so alt wie die Wissenschaft der Pferdeorthopädie selbst und betrifft insbesondere Warmblüter, aber auch z.B Quarter Horses. Dabei hat die Disziplin in der das Pferd genutzt wird wenig Einfluss, auch kann es grundsätzlich bei allen Altersstufen vorkommen. Der Begriff „Hufrollensyndrom“ ist etwas irreführend, da es nicht DIE Hufrolle gibt, sondern vielmehr ist es eine Zusammenfassung von verschiedenen anatomischen Strukturen. Darunter der Hufrollenschleimbeutel (Bursa podotrochlearis), das Hufgelenk, das Strahlbein, die tiefe Beugesehne, das Strahlbeinband, die Fesselbeugesehnenscheide und weitere. Alle diese Strukturen können in Kombination oder einzeln beschädigt/entzündet sein. Davon abhängig ist natürlich die Therapie.

 

Ursachen und Symptome

Das Hufrollensyndrom kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter eine individuelle Überbelastung, jegliche Form der Hufstellungsanomalien (insb. Flache Trachten bei langer Zehe), akute Verletzungen oder auch eine genetische Veranlagung. Pferde mit diesem Syndrom zeigen häufig eine Lahmheit, die sich i.d.R. bei mehr Belastung und auf weichem Boden verschlimmert. Aber auch subtile Symptome wie beispielsweise eine kurze Schrittlänge, vermehrtes Stolpern oder eine Fühligkeit können erste Warnsignale sein. Des Weiteren können auch chronische Hufgelenkentzündungen über die Zeit zu reiner Entzündung der Hufrollenregion führen.

Diagnose

Wie bei allen orthopädischen Problemen beginnen wir mit einer ausführlichen Anamnese, dies ist die Grundlage für alles was danach geschieht. Im Anschluss folgt die gründliche Untersuchung der Gliedmaße mit eventuellen diagnostischen Anästhesien („Blocks“). Dann kommen Röntgen und Ultraschalluntersuchungen. Eines unserer Spezialgebiete ist die genaue Untersuchung des Hufrollenapparates mittels Kontrastuntersuchungen und einer speziellen Ultraschalltechnik, die durch den Ballen bzw. den Strahl durchgeführt wird. Im Zweifelsfall sind wir in der Lage mit Hilfe eines Tomographen (ähnlich CT) und Kontrastmittel eine 3D-Ansicht der Hufrollenregion zu erstellen – dies geschieht lediglich unter Sedation. Eine genaue Diagnose ist uns sehr wichtig für alle weiteren Schritte.

 

Therapie mittels Bursoskopie (Hufrollen Schleimbeutel Spiegelung)

Viele Fälle des Hufrollensyndroms können konservativ mit Hilfe von Injektionen gut behandelt werden. Allerdings gibt es bestimmte Befunde, die eine chirurgische Versorgung der Erkrankung erfordern. Dazu gehören zum Beispiel Auffaserungen der tiefen Beugesehne und/oder Verklebungen, d.h. strukturelle Veränderungen innerhalb des Hufrollen Apparates.

Die Bursoskopie ist ein minimal-invasives Verfahren, bei dem ein kleines Endoskop in den betroffenen Hufrollen Schleimbeutel eingeführt wird. Dies muss im Liegen in Allgemeinanästhesie erfolgen, ist aber vergleichsweise atraumatisch. Innerhalb der Operation können wir das Ausmaß des Schadens genau erkennen und alles Störende entfernen. Im Anschluss kann dann die Behandlung mit regenerativen Therapien beginnen, dabei ist eine korrekte Hufbearbeitung und ein orthopädischer Beschlag besonders wichtig.

Mit diesem Schema liegt unsere eigene Erfolgsquote derzeit bei 73% – d.h. der Patient ist lahmfrei und auf dem gleichen Nutzungsniveau wie zuvor.

 

Fazit

Das Hufrollensyndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit des Pferdes erheblich beeinträchtigen kann. Dank moderner Diagnose- und Behandlungsmethoden wie der Bursoskopie stehen heute effektive Möglichkeiten zur Verfügung, um die Beschwerden zu lindern und die Genesung zu fördern. Eine frühzeitige Diagnose und eine fachgerechte Behandlung sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden und das Wohlbefinden des Pferdes zu sichern.

 

Intraoperativer Blick - Vorher

Abb.1: Der erste Blick innerhalb der Bursoskopie auf die geschädigte tiefe Beugesehne. Viele Sehnenfasern sind aus dem Verbund gelöst und „flattern“ im Schleimbeutel. Dies stört natürlich sehr

Intraoperativer Blick - Nachher

Abb.2: Zustand nach dem chirurgischen Debridement. Alle Fasern, die beschädigt waren, sind mit einem speziellen Instrument entfernt worden. Erst so kann eine Heilung der Sehne beginnen

Intraoperativer Blick - Vorher

Abb.3: Gut zu erkennen: Die gerissenen Fasern der TBS sind mit dem Hufrollenschleimbeutel verklebt 

Intraoperativer Blick - Nachher

Abb.4: Die Verklebungen wurden chirurgisch entfernt